Feedback ist aus meiner Sicht aktueller denn je. In der heutigen Arbeitswelt, die durch Digitalisierung, agile Arbeitsformen, Selbstorganisation und tiefgreifende Wandlungsprozesse geprägt ist, kommt gelingendem Feedback eine wichtige Bedeutung zu. Neue Arbeitsformen brauchen eine andere Form der Kommunikation oder des miteinander Redens. Eine gut funktionierende Zusammenarbeit auf Augenhöhe in selbstorgansierten heterogenen Teams ist ohne sich auszutauschen, ohne gegenseitiges Verstehen und Feedback einfach nicht machbar. Also kommt zum einen darauf an, eine Vorstellung von der eigenen Wirkung auf andere Menschen zu haben. Zum anderen ist es genauso wichtig qualifiziertes Feedback geben zu können.
Lesen Sie hier einen Auszug aus meinem Buch:
Resonanzphänomene – warum Gefühle ansteckend sind, und was Sie für eine positive Ausstrahlung tun können
Die Wirkung auf andere Menschen wird stark dadurch beeinflusst, wie wir uns fühlen, welche Emotionen wir ausstrahlen und vor allen Dingen auch dadurch, welche Emotionen wir in anderen Menschen auslösen. „Meistens ist es schon passiert, bevor wir beginnen konnten, darüber nachzudenken: Unwillkürlich hat man ein charmantes Lächeln erwidert. …Der Alltag ist voll von spontanen Resonanzphänomenen. Warum ist Lachen ansteckend? Warum gähnen wir, wenn andere gähnen? Und seltsam: Weshalb eigentlich öffnen Erwachsene spontan den Mund, wenn sie ein Kleinkind mit dem Löffelchen füttern?“ (Bauer 2005:7). Mit diesen Sätzen beginnt das Buch „Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone“ von Joachim Bauer. Er schildert verschiedene Beispiele für sogenannte Resonanzphänomene und damit ist das intuitive Übertragen von Gefühlen oder körperlichen Gesten gemeint. Resonanz kann man auch beschreiben als intuitives und emotionales Mitschwingen im Kontakt mit anderen Menschen. Während Skeptiker dies noch bis vor einigen Jahren für Einbildung hielten, wissen wir heute um die neurobiologischen Grundlagen von Resonanz. Denn mit der Entdeckung der Spiegelnervenzellen wurde es möglich, diese Phänomene auch wissenschaftlich nachzuvollziehen. Ohne die Spiegelneuronen gäbe es keine Empathie; kein intuitives, spontanes Verstehen und kein Vertrauen. Resonanzphänomene laufen in Regel unbewusst ab und sind auch nicht willentlich gesteuert.
Emotionen sind also ansteckend – dies gilt sowohl für unangenehme als auch für angenehme Gefühle. Jeder, der schon einmal einen Abend mit einem schlecht gelaunten Gesprächspartner verbracht hat, kann ein Lied davon singen. Schließlich ist die eigene Laune auch auf dem Nullpunkt. Mit angenehmen Gefühlen verhält es sich genauso: Freude und gute Laune wirken ebenfalls ansteckend. Schon im Volksmund heißt es ja: Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude.
Durch die Positive Psychologie, eine junge empirische Wissenschaft, wissen wir um die Kraft der positiven Emotionen. Die Psychologieprofessorin Barbara Fredrickson (2011) entwickelte in den ausgehenden Neunzigerjahren die Broaden-and-Build-Theorie der positiven Emotionen. Diese Theorie besagt, dass positive Emotionen zwei Wirkungen haben. Erstens verändern sie unsere Wahrnehmung beziehungsweise die Art und Weise, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet. Wir gelangen zu einer erweiterten Aufmerksamkeit, sind offen für Neues, kreativ, interessiert und haben eine größere Verhaltensflexibilität. Das ist der sogenannte Broadening-Effekt. Zweitens tragen sie zum Aufbau von Ressourcen bei. Sowohl körperliche Ressourcen wie die gesundheitliche Verfassung als auch soziale Ressourcen wie positive, tragende Beziehungen sowie Optimismus und Selbstwirksamkeit werden im Zusammenhang mit positiven Emotionen gestärkt. Das ist der sogenannte Building-Effekt (vgl. Blickhan 2015).
Positive Emotionen wirken aber nicht nur in Bezug auf uns selbst oder in uns selbst, sondern sie beeinflussen natürlich auch unsere Ausstrahlung oder die Art und Weise, wie wir von anderen Menschen wahrgenommen werden.
Menschen, die sich wohl fühlen und die von positiven Emotionen erfüllt sind, strahlen dies auch aus – sie wirken sympathischer und attraktiver. So entstehen viel leichter neue Kontakte und Beziehungen. Dieser Aspekt ist deshalb so wichtig, weil wir Menschen aus neurobiologischer Sicht für gelingende Beziehungen angelegte Wesen sind. Denn: „Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben“ (Bauer 2008:23).
Quellen:
Bauer, Joachim: Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. Hamburg 2005
Bauer, Joachim: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. München 2008
Blickhan, Daniela: Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis. Paderborn 2015
Fredrickson, Barbara: Die Macht der guten Gefühle. Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert. Frankfurt am Main 2011
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