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    Systemtische Fragen im Coaching: Zielfragen

    Für Menschen sind Ziele einerseits alltäglich und gleichzeitig außergewöhnlich. So entwickeln schon Kinder Ziele, wenn sie sich beispielsweise vornehmen Geld zu sparen, um sich einen Wunsch zu erfüllen oder wenn sie schwimmen lernen wollen. Gleichzeitig können Ziele außergewöhnlich sein, beispielsweise dann, wenn wir in unserer Wahrnehmung eher auf das Problem fokussiert sind.

    In diesem Blogbeitrag geht es um Zielfragen, die ich aus dem Spektrum der Systemischen Fragen im Coaching ausgewählt habe und Ihnen hier vorstellen möchte.

    Zu Beginn eines Coachings sind die Ziele meist nicht klar, sondern die Klient*innen beschreiben eher die Problemsituation, und diese wird häufig als diffuses Unbehagen erlebt.

    Diese Beschreibungen klingen dann so:

    • „Irgendwie habe ich die Freude an meiner Arbeit verloren und ich weiß nicht, woran das liegt.“
    • „In der neuen Rolle als Geschäftsbereichsleiterin fühle ich mich wie eine Austauschschülerin mit rudimentären Spanischkenntnissen in einer spanischen Gastfamilie. Fachlich kenne ich mich da gar nicht aus.“
    • „Mir fehlt einfach der Überblick in der aktuellen Situation.“

    Zielfragen im Systemischen Coaching: der Weg zur Klarheit

    Nach meinem Verständnis in der praktischen Arbeit gehören Zielfragen im Systemischen Coaching zu den wichtigsten Fragen überhaupt, denn wenn dies zu Beginn des Coaching-Prozesses versäumt wird, bleibt unklar, wohin die Reise gehen soll und wobei genau ein Coach unterstützen kann. Ein Coach leistet insofern eine wichtige Arbeit, wenn es gelingt, gemeinsam Ziele herauszuarbeiten. Damit Ziele erreichbar und motivierend sind, muss ihre Formulierung jedoch bestimmten Kriterien entsprechen. Wenn es also gelingt, die Ziele entsprechend dieser Kriterien herauszuarbeiten, dann sind darin meist auch schon Lösungsansätze enthalten. Besonders aus der Sicht des NLP und der Hypnotherapie in der Tradition Milton Ericksons sind die Formulierung klarer Ziele – in Form von Zielfragen – eine wichtige Voraussetzung für die Auftragsklärung und für die Arbeit im Systemischen Coaching.

    Orientierung und Stabilität

    Mit Zielfragen ist es im Rahmen des Systemischen Coachings möglich, angestrebte Ergebnisse, Lösungs- und Wunschzustände oder attraktive Perspektiven zu erfragen. Sie geben somit Orientierung und wirken motivierend, gerade in Zeiten der Verunsicherung und der Instabilität.

    Was zunächst nachvollziehbar und einfach klingt – denn alles scheint ja für Ziele zu sprechen – kann jedoch in der Coaching-Praxis durchaus anspruchsvoll sein. Es kann unterschiedliche Gründe geben, die gegen eine solche Vorgehensweise sprechen. Häufig sind Klient*innen so von ihrem Problem absorbiert, dass sie dieses unangenehme Erleben einfach nur weghaben wollen. Ziele oder etwas Positives scheinen dann in sehr weiter Ferne zu sein oder anders formuliert: Sie sind dann dissoziiert. Außerdem haben Ziele etwas Verpflichtendes, man legt sich fest, sie verlangen eine Veränderung oder Einsatz und Anstrengung. Das alles können Gründe sein, die die Zielarbeit durchaus anspruchsvoll gestalten. Darum ist es wichtig, mit geeigneten Fragen bestmöglich zu unterstützen und die passenden Ziele zu entwickeln.

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    Die wichtigsten Kriterien für gute Zielfragen im Systemischen Coaching

    Ziele sind positiv formuliert

    Das wohl wichtigste Kriterium, das allen Zielfindungsmodellen gemein ist, ist die positive Formulierung. Das heißt, Ziele müssen zwingend positiv formuliert sein.

    Folgende Formulierungen wären nicht geeignet:

    • „Ich will nicht mehr so viel arbeiten.“
    • „Bei Präsentationen bin ich immer so aufgeregt. Ich will die Aufregung ablegen.“

    Geeignete Zielfrage:

    • „Was wollen Sie stattdessen? Wieviel genau wollen Sie arbeiten?“
    • Einmal angenommen, Sie hätten die Aufregung schon abgelegt, wie würden Sie sich dann fühlen?

    Ziele liegen im eigenen Einflussbereich

    Auch dies ist ein wichtiges Kriterium für Zielfragen im Systemischen Coaching: Das Ziel muss so gewählt sein, dass der oder die Coachee die Verhaltensweisen, die zum Erreichen des Ziels führen, auch selbst ausführen kann und will.

    Folgende Formulierung wäre nicht geeignet:

    • „Ich will endlich, dass mein Chef meine Leistung und mein Engagement auch anerkennt.“ – Genau genommen ist das ja ein Ziel für den Chef oder ein „Du-Ziel“.

    Geeignete Zielfrage:

    • „Wie können Sie Ihren Chef davon überzeugen, dass er Ihre Leistung anerkennt?“ – Einmal angenommen, Sie hätten Ihren Chef schon überzeugt, woran würden Sie das merken? In Ihrem eigenen Erleben? An der Reaktion oder im Verhalten Ihres Chefs?

    Ziele sind situationsspezifisch-konkret

    Die Ziele sind auf einen konkreten Kontext bezogen, weil jedes Verhalten kontextabhängig ist. Beim Betreten des Raumes die Schuhe auszuziehen, wird in einem buddhistischen Tempel selbstverständlich erwartet, beim Business Meeting würde es mindestens auf Verwunderung stoßen.

    Folgende Formulierung wäre nicht geeignet:

    • „Ich möchte erfolgreich sein.“

    Geeignete Zielfrage:

    • „Wann und wo genau möchten Sie erfolgreich sein?“ – In welcher Situation konkret? Was bedeutet „erfolgreich“ für Sie?

    Ziele sind sinnesspezifisch konkret

    Sinnesspezifisch konkrete Ziele enthalten Bilder, Geräusche, Gefühle und vielleicht auch einen Geruch und Geschmack (VAKOG – visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch). Je konkreter, erlebbarer und sinnespezifischer das Ziel ist, so die systemische Grundannahme, desto wahrscheinlicher ist die Erreichung.

    Folgende Formulierung wäre nicht geeignet:

    • „Ich möchte weniger Stress haben und gelassen sein.“

    Geeignete Zielfrage:

    • „Woran genau werden Sie erkennen, dass Sie gelassen sind?“ – Welches Bild ist damit verknüpft? Was sehen Sie dann? Was hören Sie? Welche Geräusche sind damit verbunden? Und welches Gefühl? Wie würden Sie das Gefühl benennen? Wo im Körper spüren Sie das?

    Oder: „Woran werden Sie als erstes bemerken, dass Sie sich Ihrem Ziel der Gelassenheit nähern?“

    Zielfragen mit Bezug auf den Coaching-Prozess

    Darüber hinaus ist es im Systemischen Coaching sinnvoll, Ziele für den Coaching-Prozess, die Zusammenarbeit oder auch einzelne Coaching-Sessions zu ermitteln.

    Hier einige bespielhafte Fragen:

    Mit diesem Gedankenexperiment möchte ich Sie zu einem Blick in die Zukunft einladen:

    • Was hat sich an Ihrer beruflichen Situation geändert, wenn Sie am Ende unserer Zusammenarbeit sagen können: „Jetzt bin ich dort, wo ich hinwollte.“
    • Was wäre Ihr Ziel für die heutige Coaching-Session? Was soll dann anders sein? Wie werden Sie sich dann fühlen?

    Quellen:

    • Ötsch, Walter / Stahl, Thies: Das Wörterbuch des NLP. Das NLP-Enzyklopädie-Projekt. Paderborn, 1997.
    • Schmidt, Gunther: Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung Heidelberg 2024, 11. Auflage.
    • Vössing, Heidrun: NLP in der Coaching-Praxis. Ein praxisorientiertes Arbeitsbuch für Coaches. Norderstedt, 2013.
    • Bild von Bich Tran, pexels.com
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